Skorpione waren im alten Ägypten gefürchtete und geehrte Tiere. Sie kommen in vielen Mythen vor und es heißt, sie bewachen die Frauen. Neben der Skorpiongöttin Selket gibt es eine weitere altägyptische Göttin in Gestalt eines Skorpions: Ta-Bitjet.
Blut, Gift und Heilung
Skorpione waren im alten Ägypten gefürchtete und geehrte Tiere. Sie kommen in vielen Mythen vor und es heißt, sie bewachen die Frauen. Neben der Skorpiongöttin Selket gibt es eine weitere altägyptische Göttin in Gestalt eines Skorpions: Ta-Bitjet.
Während Selket auf Darstellungen meist einen Skorpion auf ihrem Kopf trägt, wird Ta-Bitjet als Skorpion mit einem aufgerichteten Stachel und einem Frauenkopf dargestellt. Dieser aufgerichtete Stachel zeigt die Gefährlichkeit und Kampfbereitschaft dieser Göttin. Andererseits zeigen Amuletten, dass in der ägyptischen Mythologie keineswegs nur der todbringender Aspekt des Skorpions im Vordergrund steht, sondern auch Verhaltensweisen wie das Tanzen der Tiere beim Zeugungsakt oder die fürsorgliche Brutpflege der weiblichen Tiere.
Ihr Mythos erzählt, dass Ta-Bitjet vom Gott Horus „defloriert“ wurde. Die dadurch entstandene Blutung beim Zerreißen ihres Hymen ist wesentlicher Bestandteil der Geschichte von Ta-Bitjet. Wird ihr „Deflorations“-Blut nämlich einem Gift beigemengt, dann verwandelt sich dieses in ein Allheilmittel. Bzw. lindert oder heilt ihr Blut alle Arten von Vergiftungen.
Nun weiß die moderne Medizin, dass es so etwas wie ein Hymen, das beim ersten Geschlechtsverkehr blutend zerreißt, nicht gibt (siehe „Mythos: Gibt es das Jungfernhäutchen?“)
Wenn eine Frau beim ersten Geschlechtsverkehr blutet, dann kann davon ausgegangen werden, dass die Ursache in einem zu schnellen, unsachten, gewaltvollen Eindringen bzw. in einer Vergewaltigung liegt.
Dies scheint auch bei der sexuellen Interaktion von Ta-Bitjet und Horus der Fall gewesen zu sein. Möglicherweise war Ta-Bitjet zum Zeitpunkt dieses Geschlechtsverkehrs gar kein Skorpion, sondern ist zu diesem erst geworden. Eine höchst gefährliche Frau, die sich selbst verteidigt und als Skorpionfrau dem Falkengott Horus zeigt, dass er sich künftig in Acht nehmen muss, weil sie die Stärkere, die Todbringende sein kann. Und damit auch eine Beschützerin der Frauen ist, wenn sie in ihre „Skorpionkraft“ gehen.
Ungeachtet dessen ist aber „Frauenblut“ (also Menstruationsblut) in vielen Kulturen ein wichtiger Bestandteil von Heilmitteln.
Es heißt, Ta-Bitjet beherrscht Zaubersprüche, die die Wirkung und die Folgen giftiger Bisse, vor allem jener von Skorpionen abwehren können.