Yamuna – Hinduistische Flussgöttin des gleichnamigen Flusses

Der Fluss Yamuna zählt wie der Ganges zu den heiligen Flüssen Indiens. Die Quelle des Flusses im äußersten Nordwesten der Region Garhwal von Uttarakhand gelegen ist das Endstück des Champasar-Gletscher und wird von Hindus als Sitz der Göttin Yamuna verehrt.

Mahnerin der Gewässer 

Der Fluss Yamuna zählt wie der Ganges zu den heiligen Flüssen Indiens. Die Quelle des Flusses im äußersten Nordwesten der Region Garhwal von Uttarakhand gelegen ist das Endstück des Champasar-Gletscher und wird von Hindus als Sitz der Göttin Yamuna verehrt.

Yamuna tritt oft in einer Göttinnen-Trinität zusammen mit Sarasvati und Ganga auf. Sie ist aber mehr als der Nebenfluss oder die „kleine Schwester“ der Ganga.

Nach dem Rigveda, der ältesten vedischen Textsammlung (12. – 8. Jhdt. v.u.Z.) bildeten sie und ihr Zwillingsbruder Yama das erste Menschenpaar.
Wie Ganga schenkt sie den Wesen in ihr und um sie herum Leben, während ihr Bruder Yama der Gott des Todes ist. Die Göttin Yamuna wird meist auf einer Schildkröte stehend dargestellt.

Ihre Symbole sind Wassertopf und Fisch. Ihr werden Schiffchen aus Pflanzenblättern mit Blüten und Butterlampen geopfert, die – in ihr Gewässer gesetzt – alle Sorgen forttragen. Sie sollen direkt bei der Göttin landen, der man alles anvertrauen kann. Dies war lange Zeit so, ob die Göttin Yamuna heute den Menschen und ihren Sorgen noch wohlgesonnen ist, das sei dahingestellt.

Heute „vertrauen“ die Menschen dem göttlichen Fluss vor allem eine tödliche Mischung aus Fäkalien, Industrieabwässern und Schwermetallen an. Der Fluss, der den Namen der Göttin trägt, bereitet vielen (umwelt-)bewusst denkenden und fühlenden Menschen selbst große Sorgen.

Von der Lebensader zur Giftbrühe

Der Fluss Yamuna beherbergt eine große Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten und ist vor allem ein Refugium für seltene Vogelarten. Er hat an einigen Stellen Trinkwasser-Qualität, weshalb wohl auch die Göttin Yamuna als die Göttin der Reinheit und Reinigung angesehen wird. Doch dies gilt nur bis vor die Tore der Stadt der Stadt New Delhi. Von da an ist der Fluss Yamuna praktisch tot.

Im Bundesstaat Haryana, der an die indische Metropole angrenzt, wird das meiste Frischwasser für die Bewässerung von Feldern durch einen Damm zurückgehalten. Durch das Wehr fließt nur ein dünnes Rinnsal.
Wenige hundert Meter weiter wird das Flussbett wieder aufgefüllt: Mit Gift und Industrieabfällen, das ungefiltert aus 19 Kanälen in Yamuna geleitet wird und dafür sorgt, dass keinerlei Sauerstoff mehr im Wasser ist, der Leben ermöglichen würde. Es stinkt erbärmlich, aus der schwarzen Brühe, die kaum noch an Wasser erinnert, steigen Methan-Blasen auf. Indiens Regierung richtet ihren Fokus aufs Wirtschaftswachstum, aus dem Blick gerät dabei die Umwelt.

Durch die Metropole New Delhi fließt Yamuna völlig vergiftet und beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die an all dem wenig Anteil nimmt – auch deswegen, weil Yamuna aus dem Stadtbild verdrängt und hinter Beton weggesperrt wurde. Wo einst das Flussbett war, ist heute eine Schnellstraße. Der katastrophale Zustand dieses Flusses steht einerseits exemplarisch für die Wasserverschmutzung weltweit.

Andererseits ist der heilige Fluss Yamuna auch ein trauriges Sinnbild dafür, wie mit dem, was Jahrtausenden als (lebensspendende) Göttin angesehen und verehrt wurde, heute umgegangen wird.

Exemplarisch für den Umgang mit der Göttin

Es geht dabei natürlich nicht nur um einen Fluss, um eine Göttin. Wenn auch Erde und Meer als göttlich angesehen wird (und in den meisten Kulturen hat dies eine weibliche Ausprägung der göttlichen Kraft), so kann Yamuna als exemplarisch dafür angesehen werden, was dieser Kraft der Göttinnen von den Menschen angetan wird.

Der Fluss Yamuna ist 1370 Kilometer lang. In den 22 Kilometer, die durch New Delhi fließen, werden 80 Prozent der Verschmutzung verursacht. Für weitere neun Prozent zeichnet die Stadt Agra verantwortlich, in der der Touristenmagnet Taj Mahal steht. Danach spült Yamuna das Gift in den Ganges, dem heiligen Fluss der Göttin Ganga, all das gelangt schließlich ins Meer. Das Gift sickert natürlich auch in die Erde, gelangt so ins Grundwasser, aus dem wiederum Trinkwasser für die wachsende Metropole gewonnen wird …

Bleibt letztendlich nur die Frage, wie lange sich die „Göttin“ das gefallen lassen wird, die Natur, die seit Milliarden von Jahren als lebendiger Organismus selbstregulierend war, dies noch tragen wird. Siehe dazu auch „Eine kurze Geschichte von Gaia„.

auch: Jamuna, Jumna, Yami

 

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