Beset stammt ursprünglich aus dem Sudan und wurde ab der 12. Dynastie auch im antiken Ägypten verehrt. Sie wird meist im Zusammenhang mit dem Zwergen-Gott Bes genannt, meist als seine Gefährtin oder als dessen Frau. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Beset die ältere Göttin ist und Bes (möglicherweise als ihr Sohn) erst später dazukam.
Die lustvolle, schützende, dämonische Löwin
Beset stammt ursprünglich aus dem Sudan und wurde ab der 12. Dynastie auch im antiken Ägypten verehrt.
Sie wird meist im Zusammenhang mit dem Zwergen-Gott Bes genannt, meist als seine Gefährtin oder als dessen Frau.
Allerdings wurden die beiden vor der ptolemäischen Ära nicht zusammen dargestellt, aber während dieser Zeit wurde gelegentlich eine Göttin Beset gezeigt, die einen Säugling Bes hält, dem sie ihre Brust anbietet, um ihn zu stillen.
Diese Ikonographie wurde vermutlich verwendet, um diese beiden Gottheiten mit Isis und ihrem Sohn Horus zu verbinden oder sie als Isis-Beset und Horus-Bes darzustellen.
Es kann daher ausgegangen werden, dass Beset die ältere Göttin ist und Bes (möglicherweise als ihr Sohn) erst später dazukam.
Gebärend oder tanzend
Für ihren mütterlichen gebärenden Aspekt könnte die Körperhaltung sprechen, mit der sie dargestellt wird. Sie wird meist mit gespreizten, angewinkelten Beinen gezeigt, ihre Genitalien sind deutlich zu sehen. Damit erinnert sie an Darstellungen, wie wir sie von der Göttin Sheela-na-gig kennen.
Auf manchen Darstellungen ist die Assoziation mit einer Gebärhaltung naheliegend, auf anderen wiederum wirkt es eher, als würde die Göttin tanzen.
Ihre Brüste sind meist rund und prall und nicht wie bei anderen Fruchtbarkeitsgöttinnen hängend. Dies würde nämlich darauf hinweisen, dass viele Kinder an den Brüsten gesaugt haben und es um einen nährenden Aspekt ginge.
Die zur Schau gestellten Weiblichkeit der Beset hingegen mit ihren prallen (erregten) Brüsten und den aufreizend dargebotenen deutlich gezeichneten Genitalien lassen eher auf einen sexuell auffordernden, lustvollen Charakter der Göttin schließen.
Andere Darstellungen zeigen Beset wiederum ganz offensichtlich als schwangere Göttin als göttliche große Mutter. All dies zeigt, wie vielfältig diese Göttin ist.
Beset ist möglicherweise auch eine Vorfahrin der griechischen Göttin Baubo. Auf jeden Fall soll zumindest eine Darstellung der Göttin Baubo im antiken Griechenland aus Ägypten stammen. Auf dieser weist sie mit ihre Hand auf ihre Vulva zwischen ihren weit gespreizten Beinen in der Art der Sheela-na-gig-Bildnisse.
Die magische Löwin
Beset wird auch als Dämonin in der Gestalt einer Löwin beschrieben. Wobei „Dämon“ (vom griechischen Wort „daimon“) als neutral zu bewerten ist. Dies kann sowohl ein gutes oder böses Wesen sein, oft haben DämonInnen beschützenden Charakter.
Beset hat oft ein maskenähnliches Gesicht hat, das dem einer Löwin ähnelt. Selten hat sie auch ein menschliches Gesicht, aber Ohren, Mähne und Schwanz einer Löwin. Auch ihr männliches Pendant, der Gott Bes, trägt oft eine Löwenmaske. Dieser wird meist als Zwerg dargestellt. Viele Bildnisse zeigen sowohl sie wie auch ihn mit herausgestreckter Zunge. Einige Figuren von Beset zeigen im Gegensatz zum zwergenhaften Bes, dass die Göttin normalen Proportionen einer Frau hat und nicht kleinwüchsig ist.
Es gibt auch Reliefe, auf denen Beset und Bes gemeinsam zu sehen sind. Hier ist Beset nur halb so groß wie Bes. Sie trägt einen auffallenden Kopfschmuck mit einer langen Feder und spielt ein Tamburin. Auf einer sudanesischen Darstellung trägt Beset eine beeindruckende Federkrone.
Sie wird auch mit einer Lockenfrisur gezeigt, die ihr bis an die Schultern reicht und eine Löwenmähne sein könnte. Es existiert eine gut erhaltene Holzfigur von Beset aus dem zweiten Jahrtausend v.u.Z., die gemeinsam mit anderen magischen Objekten in einem Grabmal bei Theben gefunden wurde.
Diese schlanke, aufrecht stehende Figur trägt eine Beset-Löwinnen-Maske und hält Metallschlangen in ihren Händen. Ob dies tatsächlich eine Darstellung der Göttin ist oder einer Frau, die die Rolle der Göttin in einem magischen Ritus einnimmt, ist allerdings unsicher.
Schutz und Vergnügen
Beset beschützte die Menschen vor bösen Geistern, schädlicher Magie, Schlangen und Unglück.
Ihr Name könnte sich vom altägyptischen „besa“ = schützen ableiten.
Neben ihrer Funktion als Beschützerin gegen das Böse wird Beset als Göttin des menschlichen Vergnügens auch mit den guten Dingen des Lebens in Verbindung gebracht wie Musik, Tanz, Fröhlichkeit und sexuelle Lust.
Das zeigt ihre tanzende Haltung und auch das Spiel auf dem Tamburin.
Im Gegensatz zu anderen ägyptischen Gottheiten, die normalerweise im Profil gezeigt wurden, wird Beset normalerweise nach vorne gerichtet gezeigt. Ungewöhnlich ist auch ihre Nacktheit auf den Darstellungen, wohingegen andere ägyptische Göttinnen immer bekleidet gezeigt wurden.
Ihr Bild erscheint auch auf Messern, Zauberstäben und auf Amuletten. Es wird angenommen, dass die TrägerInnen dieser Objekte unter ihren besonderen Schutz standen.
Inkubation und Tempelschlaf
Es gab sowohl für Beset wie auch für Bes keine eigenen Tempel.
In der ptolemäischen Periode wurden allerdings im Anubieion (einem bedeutenden Tempelbezirk des Anubis am Hang des Wüstenabbruchs von Saqqara) sogenannte Inkubations-Kammern mit Figuren von Bes und einer nackten Göttin – wahrscheinlich Beset – an den Innenwänden errichtet.
Inkubation bedeutet in diesem Zusammenhang das unbewusste Ausbrüten von Ideen in einer Entspannungsphase nach intensiver Denkphase. Diese Inkubation wurde oft durch einen „Tempelschlaf“ unterstützt bzw. hervorgerufen, eine seit der Antike belegte Praxis der Trauminkubation, bei der Kranke das Heiligtum einer Gottheit aufsuchten und dort (manchmal in Verbindung mit einem entsprechenden Ritual und mehr oder minder aufwändiger Vorbereitung wie Bäder, Fasten, Diät, Opfer und Gebete) darauf hofften, dass sie im Traumschlaf einen Hinweis auf eine wirksame Therapie ihrer Krankheit erhalten.
Im allgemeineren Sinn handelt es sich bei dieser Inkubation um eine Bezeichnung für den Schlaf im Tempel, bei dem Orakelsuchende Antwort auf ihre Frage erhofften. Im speziellen Fall könnten PilgerInnen die Nacht in den Bes-Beset-Kammern verbracht haben, um heilende – oder vielleicht erotische – Träume zu haben, um ihre sexuelle Kraft zu erneuern.
In der griechisch-römischer Zeit beschützte Beset gemeinsam mit Bes die Mammisi, die Geburtshäuser von Tempeln. Sie beschützen damit offenbar gemeinsam die Schwangerschaft, die Geburt von Kindern und Gottheiten sowie neugeborene Säuglinge.