Die Disen kommen meist in der Mehrzahl vor und sind Schicksalsgöttinnen, die über Leben und Tod sowie über Rätsel und Fragen, Geheimnisse und Verborgenes gebieten. Zu ihnen gehören die Walküren und Nornen. Die Walküren werden auch als „Odins Disen“ geschildert.
Bewahrerinnen der Geheimnisse
Die Disen kommen meist in der Mehrzahl vor und sind Schicksalsgöttinnen, die über Leben und Tod sowie über Rätsel und Fragen, Geheimnisse und Verborgenes gebieten. Zu ihnen gehören die Walküren und Nornen. Die Walküren werden auch als „Odins Disen“ geschildert.
Die Disen gehören zu den ältesten weibliche Gottheiten im europäischen Kulturraum. Sie tragen das magische Wissen, in das die asischen Gottheiten erst eingeweiht werden mussten. So musste Odin ein Ritual der Selbstopferung vollziehen, ehe ihm die Disen das Geheimnis der Runen zuteil werden ließen. Wie für Schicksalsgöttinnen üblich, treten sie bald als gütige, beschützende Wesen, bald als feindliche Elemente auf.
Einige Quellen aus der Edda beschreiben die Disen als Totenführerinnen. Eines der Fundamente des isländischen Volksglaubens, ist es, in den Disen die Seelen verstorbener Frauen zu sehen. Sie gelten aber auch als Geburtshelferinnen. Das sind keine sich ausschließenden Gegensätze, denn das Leben ist in matriarchalen Kulturen, in denen es Göttinnen gibt, immer der Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt.
Die Disen stehen als Göttinnen den Hebammen und auch den Heilkundigen hilfreich zur Seite. Bekannt sind die Hage-Disen, bzw. Hage-Zussen. Daraus entstand das Wort Hagazussa, das später Grundlage für das Wort Hexe wurde. Hebammen, die ja auch in anderen Angelegenheiten heilkundig waren, wurden ja oft als Hexen bezeichnet und als diese diffamiert. Was vielen dieser weisen Frauen mit dem Leben bezahlen mussten.
Weihegaben bei Festessen
Um sie für sich zu gewinnen, bzw. zu besänftigen, wurden ihnen Weihegaben dargebracht, die sogenannten „Disenopfer“.
Nach den alten Sagen soll in Norwegen ein Disenfest mit dem Disenopfer zu Winterbeginn gefeiert worden sein, in Schweden aber erst im Februar (der Zeitpunkt, der in anderen Traditionen das Brigid- oder Imbolc-Fest gefeiert wird).
Gelten „Opfer“ für männliche Gottheiten als Zeichen der großen Entbehrung, der Selbstgeißelung, des schmerzlichen Verlustes, so sind können wir diese in Zusammenhang mit Göttinnen grundsätzlich eher als Weihegaben verstehen – als Zeichen der Freude über die Fülle des Lebens.
Diese Weihegaben für die Disen wurden vermutlich in Form von einem Festessen dargebracht. Es wird für die Göttinnen ein Gedeck mit aufgetragen. Das Mahl besteht vor allem aus hellen, weißen Speisen, die das neue, stärker werdende Licht symbolisieren, oder – traditionell – aus getrockneten, eingemachten oder anders auf natürliche Weise konservierten Nahrungsmittel, so wie man sie früher zu dieser Jahreszeit hatte.
Fesselnd und Fessel lösend
Aber auch in der Einzahl ist eine Göttin Disa, Diese auch Dis oder Disir (vermutlich die Mehrzahl von Dis) bekannt. Nach Jakob Grimm verweist Disir auf „Idisi“ (altsächsisches Wort für „Frau“) (Quelle: Deutsche Mythologie, Bd.I, S. 333). Nach dem ersten Merseburger Zauberspruch ist die Idisi im Kampf zugegen, sie bereitet einerseits die Fesseln für Gefangene, andererseits löst sie Gefangenen die Fesseln.
Die moderne Hexenforschung sieht auch einen Zusammenhang mit Hagazussa, bzw. Hagedise.
Der Tag der Disen
Viele norwegische und schwedische Ortsnamen gehen auf die Disentradition zurück, so etwa Disin (abgeleitet von Disenwiese), Diseberg, Disevid, Disasen.
Auch nachdem das Christentum den Glauben an die alten Gottheiten verdrängt hatte, erfreuen sich die Disen in Skandinavien nach wie vor großer Bekannt- und Beliebtheit. Sie werden in der nordischen Prosaliteratur jedenfalls oft erwähnt.
Unser Dienstag, in dänischer Sprache Tüsdag, soll den Namen von ihnen tragen. Die Disen werden um Klärung von Rätsel gebeten. Frauen, die einem Geheimnis auf die Spur kommen wollen, wenden sich an Disa.
auch: Disa, Diese, Dis, Disir, Idisi, Hagedise