Hannahanna – Hethithische und anatolische Urgöttin

Hannahanna ist die hethitische und anatolische Urgöttin und Großmutter aller Gottheiten sowie der Menschheit, Gebieterin des Himmels, (Wieder-)Bringerin der Fruchtbarkeit, Geburtsgöttin und Beschützerin der Kinder. Eine Stammesmutter hieß im alten Iran „hana“, was soviel wie Großmutter oder Urgroßmutter bedeutet.

Großmutter der Menschheit

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Hannahanna ist die hethitische und anatolische Urgöttin und Großmutter aller Gottheiten sowie der Menschheit, Gebieterin des Himmels, (Wieder-)Bringerin der Fruchtbarkeit, Geburtsgöttin und Beschützerin der Kinder. Eine Stammesmutter hieß im alten Iran „hana“, was soviel wie Großmutter oder Urgroßmutter bedeutet.

Aus diesem Grund klingt der Name der Göttinnen aus diesem geographischen Raum oft ähnlich: Hannahanna oder Inanna oder auch Anna, die als Mutter der Maria die Großmutter von Jesus ist.

Großmutter aller Menschen

Hannahanna wird als Großmutter aller Menschen vor allem bei Geburten angerufen. Als Gebieterin der Geburt hilft sie Gebärenden und schützt die Neugeborenen. Jedes Kind wurde der Göttin Hannahanna mit einem Ritual bekannt gemacht.

Die Hebamme gibt das Neugeborene symbolisch in die Arme der Göttin und damit in sein Schicksal, indem sie es in einen Kreis von Kräutern legt.
Als Beschützerin der Kinder ist sie stark und sanft gleichzeitig. Darin liegt das Geheimnis ihrer Kraft. Stelle dir vor, wie die zärtlichste Großmutter in ihren Armen ihr neugeborenes Enkelkind wiegt, während sich seine Mutter von der Geburt erholen kann. Vielleicht spricht sie leise mit ihrem Enkelkind oder singt ihm sanft ein Lied.
Alles ist gut, sie ist für das Kind das gesamte Universum, das Wärme, Schutz, Geborgenheit bietet.
Eine starke Kraft, die nach außen geht und alles abwehrt. Und gleichzeitig eine überaus sanfte Kraft, die liebevolles Wohlwollen nach innen strahlt.

Als Himmelskönigin bewahrt Hannahanna immer den großen Überblick. Sie ist daher auch die Quelle unbeschreiblichen und unbegrenzten Wissens, das auch mit Orakelkräften und Prophetie in Zusammenhang steht. Sie soll eng mit den Gulsen, einer orientalischen Form der Schicksalsgöttinnen Moiren zusammen gewirkt haben.

Göttlicher Suchtrupp der Bienen

Ihr umfangreiches Wissen half auch dabei, den entschwundenen Vegetationsgott Telipinu wieder zu finden. Der Mythos erzählt, dass der Gott Telipinu eines Tages plötzlich unauffindbar war und mit ihm alles Glück sowie die Fruchtbarkeit von Vegetation, Tieren und Menschen von der Erde wich. Selbst das Wasser stellte sein Fließen ein. Alle Welt suchte ihn und sogar der Windgott, der durch das ganze Universum bläst, konnte ihn nicht finden. Nun ist der Rat der großen Muttergöttin gefragt.

Im Gegensatz zu ihrer Göttinnen-Kollegin Inanna mit der sie immer wieder verglichen wird, sucht sie aber nicht selbst und steigt damit womöglich in die Unterwelt, sondern sendet ihr heiliges Tier, die Biene aus. Bienen sind Hannahannas ganz besonderen Schutztiere, die ihr dabei helfen, die Fruchtbarkeit der Natur zu gewährleisten.

Wenn ihn die Biene Telipinu gefunden hat, solle sie ihm solange stechen, bis er aufwacht. Denn, wie Hannahanna vermutet, muss er sehr tief schlafen, wenn er von all den Suchtrupps nichts bemerkt hat. Die anderen Gottheiten machten sich zwar über diese Strategie ein wenig lustig, doch die Biene hatte Erfolg und fand Telipinu, der tatsächlich fest schlief.

So stach sie ihn so heftig, dass er erwachte, aber über den Bienenstich so zornig wurde, dass er gleich einmal alles Belebte und Unbelebte in seiner Reichweite zerstörte. Darauf war die weise und vorausahnende Göttin Hannahanna allerdings vorbereitet. Sie schickte der Biene einen Adler nach, der den zornigen Gott heim brachte.

Dort wurde er mit Hilfe schöner junger Frauen unterstützt, von den Zaubersprüchen der Göttin Kamrusepas besänftigt, gereinigt und mit Sesam und Nektar gelabt. So kehrte die Fruchtbarkeit wieder auf die Erde zurück.

Beraterin in Liebesangelegenheiten

Auch in vielen anderen Angelegenheiten wurde Hannahanna von den anderen Gottheiten um Rat gebeten. So suchte sich beispielsweise die Göttin Inara nach einer Besprechung mit Hannahanna einen neuen Liebhaber.

Dieser klassische Winter- und Frühlingsmythos, bei dem der Vegetationsgott durch die Biene der Göttin befruchtet und wieder neu zum Leben erweckt wird, hat in vielen anderen Kulturkreisen mythologische Entsprechungen.

Besonders jetzt, wo es auf Grund von Zerstörung von Lebensräumen der Bienen, zunehmenden Monokulturen in der Landwirtschaft sowie dem Pestizideinsatz und auch einer Milbenplage immer weniger Bienenvölker gibt, wird die Gunst dieser Göttin wieder zunehmend wichtig.

Ein Fest zu Frühlingsbeginn in ihrem Namen und in jenem ihrer heiligen Tiere ist ein guter Weg, mit ihr in Verbindung zu treten.

auch: Hwangwanar

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