In der finnisch-ugurischen Mythologie erschuf Ilmatar die Welt, und damit auch die Zeit, mit all ihren Kreisläufen von Schöpfung, Wachstum, Verfall und Zerstörung. Sie wird auch als Göttin der Kreativität verehrt
Kreative Schöpfungskraft
In der finnisch-ugurischen Mythologie erschuf Ilmatar die Welt, und damit auch die Zeit, mit all ihren Kreisläufen von Schöpfung, Wachstum, Verfall und Zerstörung.
Sie wird auch als Göttin der Kreativität verehrt. Ihre unerschöpflichen Ideen und Kräfte machten sie zur Himmelsmutter, die alle Lebewesen schuf. Aus ihrem Lachen entstanden Winde und aus ihren Haaren kämmte sie die ersten Menschen.
730 Jahre schwanger
Die Geschichte erzählt, dass Ilmatar sozusagen als leerer Raum Äonen lang im Himmel geschwebt ist, bis sie einsam wurde. Sie war es müde, nur Regenbögen zu zählen und den Wind mit ihrem Haar spielen zu lassen. Sie sehnte sich nach einem Kind.
Doch da sie auf der Welt allein war, konnte sich ihr Wunsch nicht erfüllen. Aber eines Tages, als ihre Sehnsucht so groß wurde, hatte der Ostwind mit ihr Einsehen. Sie wurde von ihm kräftig gerüttelt und so wurde sie mit Vainäämoinen schwanger. Als das Kind nach 700 Jahren noch nicht auf der Welt war, gab Ilmatar die Hoffnung auf, es jemals zu sehen und begab sich ins Urmeer, wo sie zur Wassermutter wurde.
Die Ente am Knie
Dort sah sie eine Ente, die nach einem Brutplatz suchte. Da es noch kein Land gab, war Ilmatar so gütig und hob ihr Knie, auf dem sich der Vogel niederließ und sieben Eier legte; eins davon war aus Eisen. Doch Ilmatar konnte nicht so lange still halten, bis die Ente fertig gebrütet hatte, so bewegte sie sich ein wenig und die Eier rutschten von ihrem Knie und zerbrachen.
Sie fielen in den Urschlamm und aus den Teilen der Eier entstanden der Himmel und die Erde. Aus dem Eigelb wurde die Göttin Päivätär, die Sonne, aus dem Eiweiß wurde Kuu, der Mond, und kleine Stücke der Eierschale bildeten die Sterne. Das Ei aus Eisen hatte einen schwarzen Dotter, daraus wurde eine Gewitterwolke.
Die „Bastelstunde“ der Göttin
Nun wurde die Göttin kreativ. Sie freute sich über so viel Material und begann dieses zu formen. Es wurden Insel und Kontinente, Berge und Wälder, Wiesen und Blüten daraus. Dann formte sie die Tiere. Sie erfand immer neue Formen, solche die im Wasser schwimmen, solche die in den Lüften fliegen, auf der Erde kriechen. Große und kleine, bunte und unscheinbare, laute und leise.
Schließlich war sie müde, setzte sich auf einen Berg und erfreute sich an ihrem Schöpfungswerk. Dann, nach 730 Jahren der Schwangerschaft, gebar Ilmatar ihren Sohn Väinämöinen, den ersten Helden der finnischen Welt, der von Kindesbeinen an einer der weisesten Menschen der Welt war.
Ilmatar gab ihm die Gabe des Gesangs und der Musik, und er sang und spielte seine Instrumente so wundervoll, dass er damit alle wilden Tiere zähmen konnte.
Eine sehr ähnliche Geschichte wird auch von der griechischen Göttinnen Eurynome und Nyx erzählt. Die Energie von Ilmatar wird von Frauen geschätzt, die ihre Kreativität entdecken oder ausleben wollen.
Die Göttin hilft dabei, Ideen in Taten umzusetzen — etwas mit den Händen herzustellen, eine Geschichte oder Reime aufzuschreiben, ein Bild zu malen oder ein Projekt umzusetzen. Meist geht es nur um den ersten Impuls. Um diesem können Frauen Ilmatar bitten. Sie stellen sich in den Wind und lassen ihre Kreativität von der Göttin anfachen.
auch: Ilmata, Luonnotar