Kupala – Slawische bzw. russische Göttin der Sommersonnenwende und des Wassers

Die slawische Wassermutter verkörpert die magische und spirituelle Kraft, die dem Wasser innewohnt.
Ihr großes Fest ist am Tag und in der Nacht der Sommersonnenwende.

Die den Sommer bringt

Die slawische Wassermutter verkörpert die magische und spirituelle Kraft, die dem Wasser innewohnt.
Ihr großes Fest ist am Tag und in der Nacht der Sommersonnenwende. Zu dieser Zeit im Jahr spielen die beiden kosmischen Urelemente Wasser und Feuer eine herausragende Rolle und sind daher bei den Festen rund um die Göttin wichtig.
Es heißt, dass Kupala mit ihrer „Taufe“ alljährlich ihre Jungfräulichkeit und Vitalität der Natur erneuert.
Jungfräulichkeit bedeutet, dass die Natur, die in der Göttin verkörpert ist, jedes Jahr ganz neu ist. Der alte Zyklus ist abgeschlossen, die neue Kraft bringt neue Blüte, neue Fruchtbarkeit, neue Reife.

Rituelle Bäder und Feuer zur Sommersonnenwende

Zur Sommersonnenwende reinigen sich daher auch die Menschen in Flüssen und Quellen mit rituellen Bädern. In der Sonnwendnacht wird der „Tau der Kupala“ gesammelt, der die Seelen reinigen und erfrischen soll.
Der Name Kupala ist etymologisch verwandt mit dem Verb „kupati“ : „nass machen“ oder „baden“.

Die Menschen bringen auch Weihegaben für die Göttin aus Blumen oder Blumenkränzen, die sie auf den Flüssen treiben lassen.

Da sowohl Feuer als auch Wasser reinigende Kräfte haben, tanzen die Menschen auch um rituelle Feuer bzw. springen über und durch diese hindurch.
Kupulas Kult bewahrte eine umfangreiche Überlieferung von magischen Pflanzen und Kräutern, mit Hilfe derer man die Macht hat, Gedanken zu lesen, böse Geister zu kontrollieren bzw. verborgene Schätze zu finden.

In der slawischen Kultur war es üblich, ein Bildnis der Göttin (oft auch in Form einer Strohpuppe) zu schaffen, das nach ihr und ihrem Feiertag zur Sommersonnenwende benannt ist, an dem sie Willkommen geheißen wird.
Am Ende des Erntezeit wird das Bildnis auseinandergerissen und auf die Felder gestreut, damit sie diese über den Herbst und Winter bis zur nächsten Sommersonnenwende beschütze.

Die Göttin als Puppe

Kupala ist die Zwillingsschwester der Frühlingsgöttin Kostroma. Zu Ehren beider Göttinnen werden schön gekleidete Strohpuppen hergestellt. Für Kostroma, um den Winter zu vertreiben, indem sie angezündet werden und damit die Frühlingskraft herbeigerufen werden soll. Für Kupula als Symbol des Sommers, der Kräuter, der Magie, der Reinigung durch Wasser und Feuer.
In Russland und Polen sind diese Puppen aus Stroh. Auf dem Balkan werden diese Puppen aus Birken gefertigt, deren untere Zweige entfernt werden, so das sie nur einen Schopf aus Birkenblättern tragen und dann angekleidet werden.
Junge Frauen und Männer, die sich etwas wünschen, nehmen die Kupala-Strohpuppe in den Arm und springen mit ihr über’s Sommersonnwend-Feuer.
Am nächsten Morgen beim rituellen Bad wird die Strohpuppe ins Wasser gelegt, um stromabwärts zu treiben und das Böse aus dem Dorf zu entfernen. Mit ihr schwimmt alles fort, was die Menschen loswerden wollen.

Heute wird zur Sommersonnenwende offiziell Johannes der Täufer gefeiert (russ. Iwan Kupala) und es wird gern bestritten (vor allem von russisch-orthodoxen Geistlichen und selbsternannten Forschern), dass es je eine weibliche Urform gab, der dieser Tag geweiht war. Und damit wird Kupalo (männliche Schreibweise!) heute meist als neuheidnische Erfindung abgetan.
Allerdings wurden überall auf der Erde Sommersonnenwend-Feiern zelebriert, lange bevor Johannes der Täufer und das Christentum aufkamen.
Auch recht unerklärbar ist, dass die Fruchtbarkeit, die sich durch den gesamten Jahreskreislauf zieht, immer einer weiblichen Kraft zugeschrieben wird und dann oftmals ein männlicher Heiliger geehrt wird.

auch: Kupula, Kupalo

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