Malina – Sonnengöttin der auf Grönland lebenden Inuit

Malina ist die Sonnengöttin der Ureinwohnerinnen Grönlands sowie der arktischen Regionen Alaskas und Kanadas.

Die vergewaltigte Sonne

Malina ist die Sonnengöttin der Ureinwohnerinnen Grönlands sowie der arktischen Regionen Alaskas und Kanadas. In den langen arktischen Winternächten spielen die Sterne und der Mond eine besondere Rolle und daher entwickelten sich daraus Mythen. Einer handelt von Malina, der Sonnengöttin und ihrem Bruder, dem Mondgott Anningan.

In der Inuit-Mythologie wird über die Entstehung von Sonne und Mond folgendes berichtet: Die Geschwister Malina und Anningan spielten als Kinder oft miteinander in der Dunkelheit, denn es gab noch keine Sonne, die die Welt erhellte.
Doch sie blieben nicht Kinder sondern wurden erwachsen. Bei einem ihrer Spiele in der Dunkelheit vergewaltigte Anningan seine Schwester Malina. Diese wehrte sich und im Kampf fiel eine Öllampe um und beschmutzte Malinas Hand mit schwarzem Fett. Bei dem Versuch, Anningan von sich zu stoßen, schwärzte sie sein Gesicht.

Malina hatte von da an Angst vor ihrem Bruder und flüchtete, so weit wie sie konnte, in den Himmel, wo sie zur Sonne wurde.
Damit wurde aus der Dunkelheit Tag.
Doch Anningan sah das von ihm begangene Unrecht nicht ein, verfolgte Malina und so wurde er der Mond. Seit dieser Zeit hetzt er sie hartnäckig über den Himmel. Das ist der Grund, weshalb Sonne und Mond immer zu verschiedenen Zeiten aufgehen.

Wie entsteht eine Sonnenfinsternis?

Hin und wieder gelingt es ihm aber, seine Schwester einzuholen und sie erneut zu vergewaltigen. So entsteht eine Sonnenfinsternis.
Der schwarzgesichtige Mond – deutlich von seiner Schwester als Vergewaltiger gekennzeichnet – schiebt sich vor die strahlende Sonne.
Die Mondphasen erklären sich die Inuit damit, dass Anningan so sehr damit beschäftigt ist, Malina zu jagen, dass er zu essen vergisst. Damit nimmt er immer mehr ab. Dies geht so lange, bis er an Neumond nicht mehr zu sehen ist. Dann wird ihm wieder bewusst, dass er essen muss und damit er nimmt er wieder zu.

Am ölverschmutzten Gesicht zu erkennen

In einer anderen Version der Geschichte wird Malina jede Nacht von einem ihr Unbekannten vergewaltigt. Um zu erkennen, wer der Mann ist, schmiert sie sich eines Abends ihre Hände mit dunklem Öl ein.
An seinem ölverschmutzten Gesicht erkennt sie am nächsten Tag entsetzt, dass der Vergewaltiger ihr eigener Bruder ist. Wütend ergriff Malina einen brennenden Holzscheit und setzte dem fliehenden Anningan nach.

Dieser sprang in größter Not bis zum Himmel und wurde dort zum dunklen Mond. Malina sprang ihm hinterher und verwandelte sich zur strahlenden Sonne. Aus den sprühenden Funken ihrer Fackel entstanden die Sterne.

Bis heute jagt die Malina-Sonne dem Anningan-Mond hinterher. Derart gehetzt, kommt er nicht dazu, etwas zu essen. Das zeigen die wechselnden Phasen des Mondes. Rund um Neumond gelingt es Anningan, sich so gut zu verstecken, dass er doch etwas Nahrung zu sich nimmt und zu neuen Kräften kommt.
Dann erstrahlt auch sein Gesicht wieder – doch die schwarzen Ölflecken kann man immer noch deutlich sehen.

Es heißt, Malina, die Sonnengöttin hasst Männer, genauso wie auch Anningan, der Mondgott die Frauen hasst.
Nach Ansicht der Inuit sollten Männer während einer Sonnenfinsternis in ihren Häusern bleiben, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, ernsthaft zu erkranken.
Das gleiche gilt für Frauen bei einer Verfinsterung des Mondes, da dann die Gefahr besteht, dass Anningan ihnen Krankheit und Leid zukommen lässt.

Wenn der Mond von einem Ring umgeben wird, dann drückt das den Kummer von Anningan aus, dass ein Mann gestorben ist oder ein Mädchen geboren wurde.
Die Sonnengöttin Malina ist dann allerdings hoch erfreut und erscheint bei solchen Gelegenheiten gleich mehrfach.

 

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