Tenga – Westafrikanische Erdgöttin

Tenga ist die Erdgöttin der Mossi – die bevölkerungsreichste Ethnie innerhalb des westafrikanischen Staates Burkina Faso. Ihr Name bedeutet in der Sprache der Tenga einfach „Erde“.

Das große Gleichgewicht

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Tenga ist die Erdgöttin der Mossi – die bevölkerungsreichste Ethnie innerhalb des westafrikanischen Staates Burkina Faso. Ihr Name bedeutet in der Sprache der Tenga einfach „Erde“.

Für die Mossi-Menschen ist Tenga nicht nur verantwortlich für die Fruchtbarkeit des Landes, sondern auch für die soziale Ordnung, die Moral und Gerechtigkeit. Diesen Auftrag und diese Berechtigung erhält sie von den Toten, die in ihrem Leib begraben sind.

Sie wird als das große Gleichgewicht verstanden. Und es ist ein großer Verstoß gegen die Erdgöttin, wenn Bereiche des Lebens aus den Fugen geraten.
Wenn eine solche Übertretung begangen worden ist, wird versucht, durch rituelle Handlungen Tenga wieder zu besänftigen, sonst könnte sie ihre Fruchtbarkeit verweigern. Eines der größten Verstöße gegen Tenga ist, Blut auf die Erde zu vergießen.

Verehrt wird Tenga meistens in der Nähe von alten Bäumen, die ihre Wurzeln tief in der Erde haben oder Quellen, die der Erde aus ihrem tiefen Inneren entspringen.

Gefeiert mit einem Begräbnisfest

Die Menschen feiern Tenga jährlich mit einem großen Begräbnisfest. Das soll daran erinnern, dass Naba Oubri (ein legendärer Herrscher, der im 11. Jahrhundert gelebt hat) seiner geliebten Mutter Poughtoenga eine einzigartig schöne Beerdigung bereitet hat. Diese Zeremonie ist in die Mythen eingegangen und wird nun jährlich im Fest „Naba Oubri ma kuore“ (der Jahrestag von Naba Oubris Begräbnis seiner Mutter) gefeiert.
Diese Mutter ruht nun in Mutter Erde und ist mit dieser verbunden. Sie nimmt wohlwollend die Saat auf, schickt reiche Ernten.
Die persönliche Mutter eines Menschen ist so zur Mutter Erde geworden. Die intensive Verehrung von Ahninnen und Ahnen der Mossi weist darauf hin.
Die Trommeln, die bei diesem Fest gespielt werden, erinnern an den Herzschlag von Mutter Erde und an die zyklische, immer wieder kehrende Kraft – Grundlage für alles, das im Gleichgewicht ist.

Dieses Fest wird von allen Mossi gefeiert und hat damit sehr verbindenden, stärkenden Charakter einer gemeinsamen Identifikation. Es wurde daher lange von den französischen Kolonialmacht verboten.
Die Linie von Naba Oubri geht zurück auf Naba Ouedraogo, seinem Großvater und reicht bis heute, einer seiner Nachfahren ist Naba Baongo II, der seit 1982 seinem Volk als König vorsteht.

Seit den Zeiten von Naba Oubri beziehen sich die Mossi auf dessen Mutter Poughtoenga, die in der Erdgöttin Tenga ruhend, ihnen die Legitimation gibt, ihr Land zu bewohnen.
Tenga ist sowohl das (geographische) Land, der (fruchtbare) Boden, das Ackerland, wie auch die „Materie Erde“, die man in den Händen halten kann.

Ein gutes Ritual für Tenga, die Erdmutter ist auch, eine Handvoll Erde in den Erden zu halten – besonders wenn Entscheidungen getroffen werden wollen, beim Überprüfen von Unstimmigkeiten, beim Innehalten vor wichtigen Lebensschritten.
Die Erde unterstützt dabei, sich darauf zu besinnen, was wirklich stimmig und wichtig ist, was für alle Beteiligten nachhaltig förderlich und das Beste ist.

auch: Napagha Tenga

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