Pele ist die hawaiianisch-polynesische Göttin des Tanzes, des Feuers und des Blitzes, vor allem aber die Vulkangöttin der polynesischen Völker von Hawaii.
Feurige Bergfrau
Pele ist die hawaiianisch-polynesische Göttin des Tanzes, des Feuers und des Blitzes, vor allem aber die Vulkangöttin der polynesischen Völker von Hawaii.
Sie ist die Tochter von Hawumea, der Mutter Erde, der sie direkt aus dem Mund entsprungen und vom Vater des Himmels.
Eigentliche Bestimmung: Wassergöttin
Pele sollte eigentlich eine Wassergöttin werden. Sehr bald entdeckt sie aber die Fasziniation des Feuers. Sie ignorierte das, was ihrer Eltern mit ihr vorhatten und setzte das um, wofür sie im wahrsten Sinn des Wortes brannte. Während sie mit den Feuern der Unterwelt spielte, steckte sie gleich einmal ihr ganzes Heim in Brand.
Ihre ältere Schwester, die Meeresgöttin Namaka löschte das Feuer mit einer Flut und Pele musste das Elternhaus verlassen. Es gibt auch eine andere Version um die beiden Schwestern, die auf Hawaii seit vielen tausenden Jahre erzählt wird.
Pele soll den Ehemann von Namaka verführt haben und war auf der Flucht vor der eifersüchtigen Schwester. Dabei hat sie die hawaiische Inselkette sozusagen im Vorbeigehen erschaffen. Da die Göttin des Meeres ziemlich nachtragend war, flutete sie jede Insel, die Pele betrat. Deswegen musste Pele immer weiter ziehen und hinterließ so eine Kette aus Inseln mit großen Löchern. Irgendwann erreichte sie den Manau Loa, der für die schwesterlichen Fluten zu hoch war. Seitdem bewirft sie — aus Rache — Hawaii mit Lava.
Wirkliche Berufung: Feurige Bergfrau
Indem Pele ihrer inneren Stimme und ihrer eigentlichen Berufung gefolgt ist, wurde sie zur feurigen Bergfrau, zur Göttin aller Arten von Feuer. So ist sie in jedem Flämmchen, im wärmenden und nährenden Herdfeuer, in den flammenden Blitzen, im wilden vulkanischen Feuer und im Feuersturm.
Man findet sie im Prasseln des Kaminfeuers und im Schein der rotglühenden Lava ebenso wie im Feuer der Wut, der Leidenschaft, des Lebens und der brennenden Liebe. Sie erhielt die Kraft, Steine zu schmelzen und Berge zu schaffen. Ihre Kraft ist so stark, dass sie mit ihrer vulkanischen Energie Landmassen fortspülen ebenso wie formen kann.
Pele ist einerseits die ganz und gar verschlingende weise Alte. Ein Vulkanausbruch bringt zwar immer Tod und Verderben, aber er erschafft auch neues Land und Leben. Die Vulkanasche enthält viele Nähstoffe, die für das pflanzliche Leben notwendig sind. Daher ist die Vulkanerde meist sehr fruchtbar. Lava als Stein steht für den Neuanfang.
Pele ist somit nicht nur die Göttin des Todes sondern auch der Wiedergeburt, des Lebens und der Fruchtbarkeit.
Geist der geschmolzenen Lava
Der Name Pele bedeutet in der hawaiianischen Sprache geschmolzene Lava. Pele ist kein Geist, der in der geschmolzenen Lava haust, sondern der Geist der geschmolzenen Lava selbst. Sie ist jedoch kein erkaltetes Lavagestein, und die Legende, nach der sie jeden verflucht, der Lavagestein von ihren Inseln mitnimmt, ist ein moderner Mythos und kein Bestandteil der alten hawaiianischen Tradition.
Die geschmolzene Lava, die den Vulkan hinunter rinnt ist wegen ihrer flüssigen Form auch so etwas wie die Erinnerung der Pele, dass sie ja eigentlich eine Wassergöttin hätte werden sollen. Wenn dünne flüssige Lavafäden in die Luft geschleudert werden und dort erstarren, dann sprechen die Menschen davon, dass dies die Haare der Pele sind. Die zu vulkanischem Glas erstarrte Lavatropfen werden als Tränen der Pele bezeichnet.
Pele hat viele Geschwister, mit denen sie auch teilweise eng zusammenwirkt. Einige davon sind: Kāmohoali’i, den König der Haie, und Wächter des Wasser des Lebens, welches ihm die Kraft gab, gerade Verstorbene wieder zum Leben zu erwecken, Kane-hekili, der Geist des Donners, Kapohoikahiola, der Herrscher über Explosionen,
Keuakepo, der Gott des Feuerregens, Keōahikamakaua, der Geist der Lavabrunnen, Kapo, die Göttin der Fruchtbarkeit, der Magie und der dunklen Mächte, die jede Form annehmen kann, Namaka, die Göttin des Ozean und Wassers, Hi’iaka, die Göttin des Hulas und Schutzgöttin der großen Insel von Hawai’i, Ka’ohelo, die sterbliche Schwester von Pele, sie wurde nach ihren Tod in den heiligen Ohelo Busch verwandelt und Laka, die Göttin des Hula’s und Beschützerin des Waldes.
Ohne Feuer keine Veränderung
Pele zeigt uns, dass Feuer reinigen, uns von Altem befreien, Raum für Neues schaffen und unsere Leidenschaft entflammen kann. Ohne Feuer würde sich nichts verändern. In diesem Sinne lässt Pele die Menschen dort hinschauen, wo endlich ein Vulkanausbruch, ein Wutanfall, eine feurige Rede notwendig ist, damit alles, was nicht mehr aktuell ist, verbrennen und fruchtbare Erde für Neues geschaffen werden kann.
Pele wohnt im Vulkan Kilauea auf Hawaii, dem aktivsten Vulkan der Welt. Die HawaiianerInnen, das Volk, das sie verehrt und fürchtet, kennt zahllose Anekdoten von ihrem berüchtigtem Jähzorn und ihrer Launenhaftigkeit. Wird sie gereizt, stampft sie wütend auf die Erde und der Boden explodiert mit tosendem Krachen, worauf sich glühend heiße Lava über das Land ergießt.
Sie hat verschiedene Erscheinungsformen durch sie selbst oder durch Aspekte ihrer geistigen „Familie“ ausgedrückt werden: Sie kann als alte, reife oder junge Frau erscheinen, als weißer Hund, Feuer, Lava, Wind, Wolken, Donner und Blitz. Sie wird auch mit der Ohelo Pflanze in Zusammenhang gebracht, die auf den Hängen der Vulkane wächst.
Erscheint kurz vor Vulkanausbruch persönlich
Die Legende erzählt, dass sie den Menschen immer kurz vor dem Ausbruch ihres Vulkans erscheint, entweder als wunderschöne und geheimnisvolle junge oder als verhutzelte alte Frau, die sich ihre Zigarette mit einem Fingerschnalzen anzündet.
Doch wenn Pele erscheint – so heißt es – kann man auch mit ihr verhandeln und sie durch Gesänge und Opfergaben besänftigen.
So geschehen auch 1880 als der Mauna Loa ausbrach. Zwar waren ihre Priesterinnen, die Königinnen Hawaiis, schon gezwungen worden, zum Christentum überzutreten, doch als Prinzessin Keelikolani die alten heiligen Lieder rezitierte, der Göttin Seidenstoffe opferte und Weinbrand in die blasenwerfende Lava goss gelang es, Pele zu sanft zu stimmen und der Vulkan wurde ruhig.
Lebensfunken, sexuelle Urkraft, Herzenswärme
Pele bringt den Menschen das Feuer zu aller erst als starken Lebensfunken, dann als Feuer der Begeisterung, der Kreativität und der sexuellen Urkraft. Sie spendet Herzenswärme, die Glut so mancher süßen Wonne und die Flammen der Lebenslust.
Mit ihrer Lava gibt sie nach großen Krisen fruchtbaren Boden. Sie hütet und entfacht das innere Feuer immer wieder aufs Neue. Pele lehrt uns die Sprache des Feuers, die Sprache der Wut und der Leidenschaft. Sie lehrt uns, mit Feuer und feuriger Energie umzugehen.
Das kann viele Ausprägungen haben: Tobende, schreiende „Vulkanausbrüche“, flammende Appelle, alles hinter sich niederbrennen, wo es notwendig ist. Aber es geht ihr auch darum, Wut sinnvoll einzusetzen, wenn nötig sich besänftigen zu lassen und einen kühlen Kopf zu bewahren, gezielt zuzuschlagen.
Sie lehrt, Dinge auf kleiner Flamme köcheln zu lassen, Aggregatzustände zu verändern und damit auch im Leben Veränderungen herbeizuführen.
Akua als kreative Essenz von allem
Serge Kahili King hat eine interessante Betrachtung des hawaiianische Konzepts von Gottheiten geschrieben:
„Gott oder Göttin im Hawaiianischen bedeutet Akua, ein Wort, dessen Sinngehalt sehr unbestimmt ist. Es wird für den Geist verwendet, den unsichtbaren Beweggrund oder die kreative Essenz von allem und jedem. Der Schöpfergott, der Wind, der aufgehende Vollmond, ein hochgestellter Anführer, ein Sklave, ein Geist und das, was einen Motor zum Laufen bringt, das alles kann in ganz bestimmten Zusammenhängen Akua genannt werden. Meist wird das Wort allerdings gemeinhin für Kräfte, Personen und Dinge verwendet, die viel Mana haben, das heißt, viel Macht oder Einfluss. Das bedeutet also, dass wir nie ganz sicher sein können, wenn wir eine Geschichte über eine Wesenheit wie zum Beispiel die Vulkangöttin Pele hören, ob es sich in der Erzählung um den Geist einer Naturgewalt handelt, um die Ahnin einer bestimmten Familienlinie, um beides oder auch um keines.“
Quelle: http://www.huna.org/html/hawaiian_goddesses_german.html
Herzenswünsche gegen den Willen von Autoritäten durchsetzen
Frauen bitten Pele um Hilfe, damit sie das umzusetzen können, wofür sie brennen, um – wie die Göttin selbst — ihre wahre Bestimmung zu finden. Sie gibt den Mut, Herzenswünsche auch gegen den Willen von Autoritäten durchzusetzen und tatkräftig zu verwirklichen. Pele hilft Frauen dabei, wieder Begeisterung zu spüren, Kreativität zu leben, ihre Leidenschaft zu entfachen.
Sie selbst tritt ja sowohl als junge, wie als alte Frau auf. So lehrt sie auch Frauen begehrenswert, verführerisch, wild, geil und voll feuriger Zauber zu sein und sich glutheiß zu verströmen. Andererseits steht sie für den Mut, wahrhaft zu sein, das heißt auch alt, unausstehlich, hässlich, aschgrau, launisch, gereizt und respektlos zu sein, auf gesellschaftliche Konventionen und auf jedes Modediktat zu pfeifen.
Denn die Kraft von Pele kann nichts und niemand einschränken. Damit lehrt sie, GANZ FRAU zu sein. Pele wird gerufen und geehrt, indem Frauen ihr inneres Feuer immer wieder aufs Neue entfachen.