Werdandi – Germanisch-nordische Schicksalsgöttin, Norne der Gegenwart

Werdani baut als mittlere der drei Nornen auf der Vergangenheit in Form der Norne Urd auf und verwirklicht deren Entscheidungen.

Gestaltende Kraft

Werdani baut als mittlere der drei Nornen auf der Vergangenheit in Form der Norne Urd auf und verwirklicht deren Entscheidungen.

Ist Urd die Wirklichkeit, so ist Werdani die, die die Wirklichkeit verändern, formen kann. Sie symbolisiert das gestaltende Element und bestimmt damit, das, was wird. Daher wird sie nicht nur als „Seiende“ sondern auch als „Werdende“ bezeichnet.

Werdani hat die Gestalt einer jugendlichen Frau, die exakt im Hier und Jetzt ist. Sie lebt im hauchdünnen Bereich zwischen Vergangenheit und Zukunft. Und diese Zukunft beginnt im nächsten Augenblick, mit dem nächsten Atemzug. Der Atemzug davor ist schon wieder Vergangenheit.

Und dennoch ist die Gegenwart das einzig Reale, hier wirkt die schöpferische Kraft der Schicksalsgöttin Werdani. Nur hier kann aus dem Material, dem Erbe der Urd etwas gemacht werden. Verpasst man den Augenblick, kann es schon zu spät sein.
Werdani spekuliert nicht, sie kennt nicht den Konjunktiv.

Sie tut das, was sie gerade tut oder sie tut es auch einfach nicht. Als Norne der Gegenwart ist sie zuständig für die Evolution des Weltgeschehens.
Werdani ist aber auch großherzig, sie hat Erbarmen mit den vom Schicksal geschlagenen, sie tröstet diese, richtet sie wieder auf und ermuntert sie, ihren Schicksalsfaden selbst in die Hand zu nehmen.

auch: Verdandi, Verdanti, Verthandi

 

1 Gedanke zu „Werdandi – Germanisch-nordische Schicksalsgöttin, Norne der Gegenwart“

  1. Hallo, werte MythenforscherInnen,
    ich hätte da mal eine Frage (… oder zwei oder drei).

    Hat denn unser Wort „Wirklichkeit“ etwas mit dem Spinnen, Weben und (textiles) Wirken der Nornen zu tun?
    Ich fände den Gedanken sehr reizvoll:
    wir bzw. die Nornen spinnen und wirken und bewirken durch dieses Werken die Wirklichkeit.

    Fasziniernd finde ich auch die Tatsache,
    dass unser ganzer matierieller Körper mit „Gewebe“ bezeichnet wird,
    auch von den modernen „Wissenschaftlern“, die sich ja oftmals gerne von der Mythologie distanzieren:
    Haut- ,Fett-, Nerven-, Knochen-, Muskel- und sonstiges Gewebe.
    Sind wir also – nach mythologischer Auffassung – auch ein Werk, ein Gewebe, ein Gespinst der Nornen?

    In der modernen Kommunikationswelt wird ebenfalls das Bild vom Netzwerk wieder aufgegriffen.
    Das „www“ könnte man ja auch als Hinweis deuten, dass wir Menschen das „Erbmateriel“ der Götter haben,
    also die „Gottebenbildlichkeit“ sich darin ausdrückt,
    dass wir – wie sie, etwa die Nornen – spinnen, weben, wirken und z.B. das www erzeugen –
    ob aber zum Segen oder zum Fluch, das liegt wirklich (zumeist) in unserer Hand.

    Überhaupt ist es sagenhaft, wie viele unserer Wörter verknüpft sind mit dem textilen Arbeiten:
    Nicht nur, wenn wir spinnen, weben, wirken, sondern auch knüpfen, knoten, spannen, spulen, drehen, winden, schlingen, wringen, netztwerken, lösen, heddern, stricken, strecken, binden, bandeln, fädeln, wickeln, und vieles mehr. Die dazugehörigen Substantive und die Adjektive vermehren dieses wunderbare Netzwerk noch um ein Vielfaches.

    Ich freue mich auf Ihre Antwort.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Gerhard Peter

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