Zorya – Drei Himmels-, Licht- und Schicksalsgöttinnen in der slawischen Mythologie

Im slawischen Kulturkreis treten die Zorya manchmal als zwei, manchmal als drei Göttinnen auf: Utrennyaya, der Morgenstern, Vechernyaya, der Abendstern und Polunotschnaya, der Mitternachtsstern.

 Die drei Schicksalsschwestern

Im slawischen Kulturkreis treten die Zorya manchmal als zwei, manchmal als drei Göttinnen auf: Utrennyaya, der Morgenstern, Vechernyaya, der Abendstern und Polunotschnaya, der Mitternachtsstern.

Öffnen und schließen die Himmelstore

In alten russischen Mythen sind Zorya Utrennaya und Zorya Vechernyaya zwei Göttinnen, welche der Sonne die Himmelstore öffnen und schließen.
Das Wort „zorya“ geht nämlich auf das indoeuropäische Wurzelwort für „Sonne“ zurück. Zorya Polunochnaya wird oft nicht genannt oder in Geschichten bewusst weggelassen, kann man sie ja nicht sehen und nur zur Morgen- und Abenddämmerung erahnen.

Eigentlich ist sie aber als Todesgöttin gefürchet, stirbt doch die Sonne jede Nacht in ihren Armen. Allerdings gewährt sie ihr immer wieder die Wiedergeburt. Zorya Polunochnaya ist daher die magischeste, unergründlichste und weiseste von allen. Utrennaya wird als bewaffnete und gut gerüstete mutige Kriegerin beschrieben.

Sie ist die Schutzgöttin der Pferde. Sie muss die Kraft haben, die wilden Pferde, die vor den Wagen der Sonne gespannt sind, so lange zurückzuhalten, bis der Tag anbricht und sie die Himmelstore für die Sonne öffnen kann.

Zorya ist mit dem Planeten Venus verbunden.
Angerufen wird Utrennaya vor allem, um Menschen vor dem Tod in Schlachten zu bewahren. Vechernyaya hat am ehesten den mütterlichen Aspekt, es ist gut, zu ihr des Abends heimzukommen, wie es auch die Sonne immer wieder tut, von ihr freundlich empfangen zu werden und nach dem Tagwerk ruhen zu können.

In manchen Überlieferungen wird Zorya als eine einzige Göttin, die Gemahlin des Mondgottes Myesyats, dargestellt. Als Sonnengöttin ist sie damit die wichtigste Gottheit.
Anderen Geschichten zufolge begleiten die Zorya als Jungfrauen die Sonne, während Myesyats eine weibliche Mondgöttin ist.

Schwestern vom Abend, vom Mittag und vom Morgen

Die Zorya werden auch als die „Drei kleine Schwestern“ bezeichnet. Nach dem alten Mondkalender, der von Mittag zu Mittag zählt, sind dies die Schwester vom Abend, die vom Mittag und die vom Morgen. In der polnischen Mythologie werden sie Gwiazda Poranna, Gwiazda Wieczorna und Gwiadza Północna genannt, serbisch/kroatisch auch Zvezda Danica bzw. Zvijezda Danica, Vecernja Zvezda bzw. Vijecernja Zvijezda und Mesecarka bzw. Mijesecarka. Gemeinsam bewachen sie einen an das Sternbild „Kleiner Bär“ geketteten Hund (auch Wolf des Jüngsten Tages genannt), der versucht das Sternbild aufzufressen.

Es heißt, dass das Universum enden wird, wenn dieser Hund sich losreißt. Damit sind die Zorya auch Schicksalsgöttinnen. Das Schicksal wird in vielen Mythologien als Gruppe dreier Frauen gesehen: die griechischen Moiren, die römischen Parzen, die keltischen Bethen, die germanischen Nornen. Südosteuropäischen Völkern sind neben den Zoyra auch andere Schicksalsgöttinnen bekannt. Sie heißen albanisch Fati, rumänisch Ursitori, serbokroatisch Sudice, slowenisch Rojenice und tschechisch Sudicky.

Eine Furche um die Orte

In ganz Europa gab es alljährliche Zeremonien zur Reinigung und zum Schutz von Dörfern oder Gehöften, bei denen eine Furche um die Orte gezogen wurde. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Russland den Brauch, neun Jungfrauen und drei Alte eine solche Furche ziehen lassen.

Diese drei Alten sind nichts anderes als die Schicksalsschwestern Zorya, deren Schutz und Gunst man sich versichern wollte. Dabei wurde die Mondgöttin angerufen und wehe dem Mann, der ihnen dabei zufällig begegnete, die mit Schädeln, Sicheln und Keulen bewaffneten Frauen schlugen jeden Mann als Frevler des Zaubers nieder.

auch:  Zoria, Zaria, Zarya, Zvezda, Zwezda, polnisch:  Zorza

 

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