Die ursprünglich aus Kreta stammende Göttin Aphaia ist die Hauptgöttin der griechischen Insel Ägina, wo ihr auch Tempel errichtet wurde. Ihre hellen und reinen Absichten schienen alles so zu überstrahlen, dass sie mit dem Sonnenlicht gleichzusetzen war und daher nicht gesehen werden konnte.
Waches Bewusstsein
Die ursprünglich aus Kreta stammende Göttin Aphaia ist die Hauptgöttin der griechischen Insel Ägina, wo ihr auch Tempel errichtet wurde. Möglicherweise ist sie mit den Göttinnen Britomartis oder Dictynna gleichzusetzen, gibt es doch eine sehr ähnliche Geschichte, die jedoch anders als bei den beiden erwähnten Göttinnen endet:
Die Legende erzählt, dass Aphaia vor ihrem Verehrer Minos flüchte und ins Meer sprang. Der Fischer Andromedes rette sie und brachte sie in seinem Boot übers Meer nach Ägina. Als auch dieser sie bedrängte, flüchtete Aphaia zuerst in ein Wäldchen, wo sie unsichtbar wurde (Aphaia = unsichtbar).
Dann versteckte sie sich in einer Höhle bzw. Grotte, in der viele Terrakotta-Figuren, die aus der mykenischen Periode stammen, gefunden wurden.
Verehrt im Hain und dann im Tempel
Das Heiligtum der Aphaia geht historisch überliefert bis ca. 2000 v.u.Z. zurück, wo die Göttin im Hain verehrt wurde, ohne dass ein Tempel errichtet war.
Am Gelände, auf der sich die Grotte und der Hain befindet, wurde schließlich gegen 570 v.u.Z., ein erster Kalksteintempel zu Ehren der Göttin errichtet. (Die Giebelfiguren dieses Tempels, in der Archäologie als Aigineten bekannt, wurden 1812 an den bayerischen Kronprinzen Ludwig verkauft und befinden sich seitdem in der Glyptothek in München.)
In diesem Tempel gab es selbstverständlich auch kultische und feierliche Verehrungen. Im Mittelpunkt dieser Feste stand das mythische Ereignis — das Verschwinden der Göttin in der Höhle, das Suchen, Wiederauffinden und das Geleiten in den für sie errichteten Tempel. Dies wurde zeremoniell mit einer Priesterin nachempfunden.
Der Wechsel von der dunklen Grotte zum hellen, sonnendurchfluteten Tempel sollte zugleich vermutlich auch den Weg in ein wacheres, helleres Bewusstsein darstellen. Naheliegend ist, dass hier auch die Zyklen der Jahreszeiten symbolisiert wurden. Die im Winter zurückgezogene (Fruchtbarkeits-)Göttin wird gesucht, aus der dunklen Höhle, dem Schoß der Erdmutter herausgeholt und im Tempel um erneuernde Frühlingskräfte gebeten.
Schutz durch Unsichtbarkeit
Vor allem Frauen verehren Aphaia. Sie ist sozusagen die Beschützerin all jener, denen ähnliches wie ihr geschieht. Sie gewährt ihren Schutz in Form von Unsichtbarkeit, wenn sich eine Frau den Nachstellungen von Männern entziehen will. Interessant ist, dass ihr Name mit „die Nicht-Dunkle“, also „die Helle“ bzw. die „Unsichtbare“ übersetzt werden kann.
Ihre hellen und reinen Absichten schienen alles so zu überstrahlen, dass sie mit dem Sonnenlicht gleichzusetzen war und daher nicht gesehen werden konnte.
In ihrer Höhle wurden auch auffallend viele Tonfiguren von Frauen mit einem Kind im Arm gefunden. Sie scheint damit auch um den Schutz von Kindern gebeten worden zu sein.
lateinisch: Aphaea