Gefjon – Germanisch-dänische Glücks- und Muttergöttin

Gefjon ist eine nordische Göttin des Glücks und der Familie, der Fruchtbarkeit, des Ackerbaus und ganz allgemein eine Segensspenderin. Sie ist die Urmutter Dänemarks, aus der das königliche dänische Geschlecht hervorging.

Die pflügende Glückbringende

Gefjon ist eine nordische Göttin des Glücks und der Familie, der Fruchtbarkeit, des Ackerbaus und ganz allgemein eine Segensspenderin. Sie ist die Urmutter Dänemarks, aus der das königliche dänische Geschlecht hervorging.
In der germanischen Mythologie ist sie eine Asenjungfrau. Als diese beschützt sie alle Jungfrauen und alle, die unvermählt sterben, kommen zu ihr.
Sie gilt so rein wie der Morgentau.
In ihrem Namen Gefjon steckt das nordische Wort für „geben“, sie wird daher auch als „großzügig Gebende“ bzw. Glückbringende bezeichnet.
Damit wird sie oft auch mit der Göttin Garmangabis gleichgesetzt.

Göttin oder Riesin?

Unter dem Namen Gefjon ist auch eine nordgermanische Riesin bekannt, die vier Riesensöhne hat. Es ist in den Mythen nicht ganz klar, ob die altnordische Riesin und die jungfräuliche Göttin selben Namens identisch sind.
Es gibt da ja auch eine gewisse Diskrepanz – einerseits ist sie jungfräulich, andererseits soll sie vier Söhne haben.
Diese Trennung findet aber schon in der patriarchalen Denkweise statt.
Es heißt, Gefjon hätte ihr Hymen für einen Edelstein verkauft, behielt aber wunderbarer Weise ihre Jungfräulichkeit. Abgesehen davon, dass es so etwas wie ein „Jungfernhäutchen“ gar nicht gibt (siehe „Mythos: Gibt es das Jungfernhäutchen?“), kommt es ja in vielen Mythen rund um die Erde immer wieder vor, das „jungfräuliche“ Göttinnen Kinder gebären.
Eine Jungfrau ist daher nicht eine Frau, die noch nie Geschlechtsverkehr hatte, sondern der Ausdruck für eine „junge Frau“ für eine Frau, die keinem Mann angehört oder angehören will. Es gibt in verschiedenen Mythen eine ganze Menge dieser eigenständigen, selbstbestimmten Frauengestalten, die durchaus auch Kinder haben.

Gefjon wird oft mit den Göttinnen Freya und Frigg in Verbindung gebracht. Es heißt, sie wäre deren Gefährtin oder Dienerin oder sogar eine der beiden Göttinnen selbst unter einem anderem Namen. So lautet ein Beiname der Freya „Gefn“.

Das abgetrennte Land

Vor allem ist von Gefjon folgende Geschichte in die Mythen eingegangen, die ausführlich in der Gylfaginning (Gylfis Täuschung), einem Hauptteil der prosaischen Snorra-Edda beschrieben wird:
Als der Stamm der AsInnen auf Landsuche nach Norden zog, ging ihnen Gefjon voraus und so gelangten sie in das Reich des Königs Gylfi (jenes Land, das heute Schweden ist).
Als Bettlerin verkleidet erfreute bzw. bezauberte Gefjon den König mit ihrem Gesang und er versprach ihr dafür so viel Land, wie sie an einem Tag und in einer Nacht pflügen konnte. Darauf hin verwandelte sie ihre vier Riesensöhne in Ochsen und pflügte auf diese Weise einen riesigen Teil Schwedens. Der Pflug, an dem die vier Riesenochsen gespannt waren, grub sich so tief ein, dass sich das Land von Schweden losriss, worauf die Ochsen es fort durchs Meer zogen in den Süden, wo es zur dänischen Insel „Seeland“ wurde. In Schweden blieb von dem herausgerissenen Land ein großer See, der Mälarensee über, dessen Buchten genau mit den Vorgebirgen der Insel Seeland zusammenpassen.

Es mag in den Mythen wohl ein gewaltiges Erdbeben beschrieben worden sein, so kraftvoll, dass man es nur der Tat einer Göttin und ihren riesigen Söhnen zuschreiben konnte.
Deshalb gilt Gefjon als Beschützerin von Dänemark und hier speziell als jene aller pflügenden Bäuerinnen und Bauern.

Seeland (dän.: Sjælland) ist heute mit 7.031 Quadratkilometern die größte Ostseeinsel Dänemarks. Auf ihr leben rund 2,2 Mio EinwohnerInnen, die meisten davon in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.
Ihr zu Ehren gibt es am am Hafen von Kopenhagen den Gefjon-Brunnen (dänisch Gefionspringvandet), der große Springbrunnen ist das wichtigste Denkmal in Kopenhagen und wird als Wunschbrunnen genutzt, da die stärkste Magie der Göttin ja immer noch in Glück und Wunscherfüllung liegt.

In „Lokis Zankreden“ erwähnte der Gott Loki Gefjon folgendermaßen:
„Schmuck schenkte dir der schöne Knabe,
mit den Schenkeln umschlangst du ihn.“
(Edda, Lokis Zankreden 20)
Das ist wahrscheinlich eine Anspielung auf das Gegengeschäft zwischen Gefjon und dem König Gylfi. Sie scheint also nicht nur gesungen zu haben. Der „Edelstein“, den sie vermutlich für eine Liebesnacht erhielt, ist damit das Land, das sie sich erpflügt und dem König entrissen hatte. Für eine Riesin ist ein großer Landstrich ja so klein, wie ein Edelstein für Menschen.

Der Mythos erzählt, dass Gefjon später Skiolldr, einen Sohn des Gottes Odin geheiratet und sich mit ihm in der Hauptstadt Seelands Hleidra angesiedelt hat. Von ihnen soll das dänische königliche Geschlecht abstammen.

Gebieterin über das Meer oder das Meer selbst

Wahrscheinlich auch, weil sie das abgetrennte Land über das Meer zog, wird Gefjon auch als Meeresgöttin angesehen. Gefjon wir dabei einerseits als Meer selbst (das im angelsächsischen Raum „geofen“ bezeichnet wurde) sowie andererseits auch als Gebieterin über das Meer aufgefasst.
Sie ist dabei sowohl der bedrohliche Aspekt des Meeres, der wogende Ozean wie auch die besänftigende Kraft der Göttin.

Gefjon ist sehr weise, es heißt sie kennt sie das gesamte Schicksal der Welt.

auch: Gefion, Gefjun, Gefinn

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