Mokosch ist die „feuchte Mutter Erde“, Gebieterin des Schnees sowie Göttin der Fruchtbarkeit und der Weiblichkeit, Hüterin der Haustiere und Bewacherin der häuslichen Arbeiten.
Feuchte Mutter Erde
Mokosch ist die „feuchte Mutter Erde“, Gebieterin des Schnees sowie Göttin der Fruchtbarkeit und der Weiblichkeit, Hüterin der Haustiere und Bewacherin der häuslichen Arbeiten.
Mokosch wird oft als die einzige weibliche Gottheit im slawischen Raum bezeichnet. Dies ist allerdings falsch, Baba Yaga, Zorya & Co würde diese Behauptung ganz schön in Rage bringen.
Allerdings scheint Mokosch die einzige Göttin im Pantheon der Kiewer Rus zu sein. Dies war das erste ostslawische Reich – ein mittelalterliches Großreich mit Zentrum in Kiew. Jedenfalls ist Mokosch eine der sechs Gottheiten, die Fürst Vladimir I. 980 in Kiew Standbilder aufstellen ließ. Möglicherweise war sie auch den WestslawInnen bekannt. Ihr baltische Entsprechung ist wahrscheinlich die Göttin Zemyna.
Beschützerin des Spinnens und Webens
Als Beschützerin der Schafe und des Spinnens und Webens genoss sie in Nordrussland und der Ukraine bis ins 19. Jhdt. eine sehr lebendige Verehrung. Sie hilft den Frauen beim Spinnen und gilt auch als die Spinnerin des Lebensfadens und ist damit auch eine Schicksalsgöttin, die eventuell mit der Zorya verwandt bzw. ident ist. Nach der Christianisierung wurde der Schutz der Felder und des Viehs, der Mokosch oblag, der Heiligen Paraskeva übertragen.
Doch noch im 16. Jahrhundert wurden Frauen bei der Beichte gefragt, ob sie zu Mokosch gingen und bis zum 19. Jahrhundert hielt sich in der nordrussischen und ukrainischen Folklore die Vorstellung eines weiblichen Dämons namens Mokusch, mit großem Kopf und langen Händen.
In der Nacht soll dieser bzw. die Göttin selbst in die Bauernhäuser kommen und herumliegendes Garn zu Wolle verspinnen. Welch eine Hilfe für die Frauen! Auch in unseren Märchen finden sich ähnliche Geschichten (Drei Spinnerinnen, Rumpelstilzchen u.s.w.), in denen Frauen nächtens geholfen wird, zu spinnen.
Allerdings kann Mokosch allerlei Bedingungen daran knüpfen oder mitunter auch Menschen mit ihren Gespinsten verweben und umgarnen. Dies drückt vor allem Männerängste aus, denen naturgemäß alle möglichen Kräften, die Frauen beistehen, unheimlich sind. Man sagt, Mokosch kündige ihr Kommen durch das Geräusch einer Spindel an, sie bzw. der Geist oder Dämon selbst sei unsichtbar.
Mokosch als Behüterin des Fruchtwassers
Doch Mokosch spinnt nicht nur den Lebensfaden, sie bringt auch das Wasser des Lebens, sie ist die Behüterin des Fruchtwassers von Menschen und Tieren und die Personifikation der „feuchtenn Mutter Erde“, aus der heraus alles gedeiht. Sie ist auch die Schutzgöttin der Gebärenden und der Hebammen.
Ihr Name wird vom Wortstamm mok-/mokr- (=feucht) abgeleitet und weist darauf hin, dass sie ursprünglich eine Wassergöttin war – vergleichbar mit der persischen Göttin Ardvi Sur Anahita (ardvi – feucht). Regen wurde früher als Milch der Göttin Mokosch begriffen, weshalb man sie in Trockenperioden um Hilfe bat.
Besonders verehrt wurde sie an großen Steinen oder Felsformationen, die wie Brüste geformt sind, diese gelten als Verkörperung der Göttin. Zu diesen Steinen pilgern die Menschen, um Gesundheit und Wohlstand zu erbitten. Archäologen sollen im 19. Jhdt. in der Ukraine einige der Göttin geweihte Steine versetzt haben, worauf angeblich eine katastrophale Dürre eintrat. In schriftlichen Quellen wird sie meist zusammen mit Wassergeistern erwähnt, den Vilen, später den Rusalken.
Ein russisches Traktat bringt die Göttin in Zusammenhang mit sexuellen Riten. Dass dies ein bestimmendes Merkmal des Mokosch-Kultes gewesen sei, ist jedoch unwahrscheinlich, da ihre Hauptfunktion der Schutz des (haus-)wirtschaftlichen Bereiches war.
Das Schneeweib als Gebieterin der Kälte und des Todes
Mokosch ist jedoch nicht nur die Göttin der fruchtbaren feuchten Erde des Frühlings und des Sommers, sie steht auch für Schnee und Winter. In vorchristlicher Zeit war im gesamten slawischen Raum eine gemeinsame Göttin bekannt – das „Schneeweib“ (das Wort „Winter“ ist im Russischen weiblich, der Winter wird oft auch als „Mütterchen“ bezeichnet).
Es handelte sich dabei um keine andere als um Mokosch in ihrer winterlichen Gestalt als Gebieterin der Kälte, des Todes und des Jenseits. Mokosch ist damit – wie viele andere Fruchtbarkeits- und Geburtsgöttinnen – auch jene, zu der das Leben wieder zurückkehrt und aus der dieses wieder neu geboren wird.
Nach einem weit verbreiteten bäuerlichen Brauch werden daher in der Zeit nach Neujahr und bis Frühling Schneeweiber auf den Feldern gebaut, um sie in weiterer Folge zu zerstören. Dies symbolisiert den Sieg über den Tod, damit wünschte man, dass die Mutter-Erde eine gute Ernte bringen wird.
Der Legende nach wird aus totem Schnee ein lebendiges Kind – und zwar ein Mädchen.
Schnee als Fruchtbarkeitszauber
Mit der Idee „Schnee-Leben“ werden auch Wünsche und Hoffnungen verbunden: Frauen, die lange kein Kind zur Welt bringen konnten, haben Schnee gegessen oder auf ihn lange geschaut, um endlich schwanger zu werden.
Dies findet sich z.B. auch im Märchen Schneewittchen wieder – die Königin blickte auf den Schnee und wünscht sich ein Kind und ihr Wunsch ging in Erfüllung! Sie bekam ein Mädchen so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz, was die dreifache Göttin symbolisiert.
auch: Mokosh, Makosh, Mokysha, Mokush, Mokuscha, Mokos
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