Um die Bedeutung von Morgennebel und Tau wusste man offenbar schon im antiken Griechenland und daher gibt es mit Ersa eine eigene Göttin für diese feine Art der Flüssigkeit, die zwischen Wasser und Luft liegt.
Die zarte Morgenküssende
Für die Pflanzen- und Tierwelt hat der Tau bildende Morgennebel eine wichtige Funktion: Nur durch diese regelmäßigen Zufuhr von Luftfeuchtigkeit können — speziell in kargen wasserarmen Gebieten — zahlreiche bodennahe Pflanzen überleben, was wiederum das Leben jener Tiere ermöglicht, die sich von diesen Pflanzen ernähren. Einige Käferarten fangen die Tautröpfchen an ihren Fühlern und Beinen auf.
Um die Bedeutung von Morgennebel und Tau wusste man offenbar schon im antiken Griechenland und daher gibt es mit Ersa eine eigene Göttin für diese feine Art der Flüssigkeit, die zwischen Wasser und Luft liegt. Sie wird auch die „Pflanzennährende“ genannt.
Wenn wir Tautropfen auf Blütenblättern sehen, dann hat Ersa diese geküsst. So ist sie auch die Göttin aller sanften und zarten Morgenküsse. Ersa ist die Tochter der Mondgöttin Selene und des Zeus. In einigen Versionen des Mythos sind ihre Eltern auch Eos, die Göttin der Morgenröte und Zeus.
Ihre beiden Schwestern sind Pandia und Nemea. Beide Formulierungen ihres Namens ἕρσα (ersa) und ἕρση (herse) bedeuten „Tau“. Von Ersa gibt es noch eine andere Geschichte, in der sie die Tochter der strahlenden Morgengöttin Aglauros und des Königs Kekrops I. von Athen ist. Sie hat zwei Schwestern, Aglauros (die den gleichen Namen wie ihre Mutter trägt) und Pandrosos sowie einen Bruder Erysichthon. Nach ihrer Mutter werden die drei Schwestern auch als Aglauriden bezeichnet.
Der Sage nach erhielten die drei Schwestern Aglauros, Ersa und Pandrosos von der Göttin Athena ein Kästchen zur Verwahrung. Trotz eines Verbotes in das Kästchen hineinzuschauen, öffneten Aglauros und Ersa das Kästchen. Darin fanden sie in Schlangengestalt den Knaben Erichthonios, Sohn der Göttin Gaia und des Hephaistos. Der Anblick des Schlangenkindes soll die beiden Schwestern so entsetzt haben, dass sie sich von Wahnsinn geschlagen ins Meer stürzten.
Es ist nicht gesichert, ob es sich dabei um die selbe Göttin oder zwei namensgleiche mythologische Figuren handelt. Das klassizistische Artemis-Selene-Relief von Friedrich Distelbarth (1768-1836) am Schloss Rosenstein in Stuttgart zeigt die jugendliche Taugöttin Ersa, wie sie hinter ihrer Mutter Selene schwebt und aus einer Muschel mit Tau die Erde benetzt.
So erscheint sie im Zwischenreich zwischen Nacht und Tag, wird noch ein wenig von ihrer Mutter, dem Mondenlicht beschienen und lässt die Morgennebel aufziehen, die von der Sonne des Tages künden.
Diese Zeit ist natürlich auch die beste, um mit dieser Göttin in Verbindung zu treten und alles von ihr segnen zu lassen, was im eigenen Leben „taufrisch“ und besonders zart ist.
Nach Ersa wurde ein Jupitermond benannt.
auch: Erse, Herse