Der Name Thethys bedeutet „Säugamme“ und deutet auf die nährende Kraft des Wassers, wenn es auf die Erde kommt. Eigentlich kann man sie auch als die quellende, nährende Feuchtigkeit und damit den Urquell allen Lebens bezeichnen.
Urquell allen Lebens
Der Name Thethys bedeutet „Säugamme“ und deutet auf die nährende Kraft des Wassers, wenn es auf die Erde kommt. Eigentlich kann man sie auch als die quellende, nährende Feuchtigkeit und damit den Urquell allen Lebens bezeichnen.
Das empfangende und gebärende Meerwasser
Thethys ist die Tochter der Gaia und des Uranos. Ihr Bruder und Gemahl ist der Meeresgott Okeanos, wobei sie das empfangende und gebärende Meerwasser selbst ist, während der Okeanos die zeugende Kraft darstellt.
Dies war eine sehr sinnvolle und vor allem fruchtbare Verbindung, haben sie doch gemeinsam 6000 Kinder: die 3000 Okeaninen, die weibliche Nymphen und 3000 Okeaniden, die männliche Flüsse.
Flüsse als Söhne
Thethys hat also alle Flüsse dieser Erde geboren. Damit hat sie für die Fruchtbarkeit auf der Erde gesorgt, denn nur mit dem großartigen Netz an Flüssen, das die Erde überzieht ist das Land fruchtbar. Der griechische Epiker Hesiod hat viele von diesen sogar als «wirbelnden Ströme» namentlich erwähnt: Nil, Alpheios, Eridanos, Strymon, Maiandros, Istros, Phasis, Rhesos, Acheloos, Nessos, Rhodios, Haliakmon, Heptaporos, Grenikos, Aisepos, Simoeis, Peneios, Hermos, Kaikos, Sangarios, Ladon, Parthenios, Euenos, Ardeskos und Skamandros.
Töchter für Weltmeere zuständig
Auch über die Töchter, die Okeaninen, die für alles Leben in den Weltmeeren zuständig sind (mit Ausnahme des Mittelmeeres – dieses bewachen und beschützen die Enkeltöchter der Thethys, die Nereiden), gibt es genaue Aufzeichnungen. Die ältesten dieser Töchter heißt Peitho (die Überredung).
Ihr folgten Admete (die Unbesiegte), Ianthe (die Veilchenfarbige), Elektre (die Goldhelle), Prymno (wie ein Wasserfall, der von einer Höhe herabfällt), Urania (die Himmlische), Hippo (wie eine schnelle Strömung), Klymene (die Ruhmreiche), Rhodeia (die Rosensträucher umfließende), Kallirhoe (die schön Strömende), Zeuxo (die Verbindende), Klytie (die Berühmte), Idyia (die Kluge), Pasithoe (die Allschnelle), Plexaure (die Luft Schlagende), Galaxaure (die Luft milchig Machende), Dione (die mächtige Prophetin), Melobosis (die Schafe Nährende), Thoe (die Rasche), Polydore (die Vielschenkende), Kerkeis (die mit dem Webschiffchen), Pluto (die Wohlstand Schenkende), Perseis, Ianeira (die Männer Labende), Akaste (die Unermüdliche), Xanthe (die Blonde), Petraie (die Felsige), Menestho (die Ausdauernde), Metis (die Sinnreiche), Eurynome (die weithin Geltende), Telesto (Vollenderin), Chryseis (die Goldene), Asie, Kalypso (wie die unsichtbaren Gezeiten), Eudore (die Wohlschenkende), Tyche (die das Gute treffen lässt), Telesto (die Nymphe der kühlen Quellen), Amphirho, Okyrhoe (die Raschfließende), Styx und Doris (die Schenkende). Letztere hatte die 500 Nereiden bzw. Doriden, die Göttinnen des Mittelmeeres geboren, u.a. auch Thetis, nicht zu verwechseln mit ihrer Großmutter Thethys.
Diese Aufzählung ist bei Weitem nicht vollständig, zeigt aber sehr gut, wieviele Zuständigkeitsbereiche die Töchter der Thethys abdecken.
Ebbe und Flut
Thethys hat auch zwei andere Bezeichnungen bzw. Beinamen: Salacia und Venilia. Dies sind zwei Aspekte der Göttin als bewegtes Meer. Salacia ist die Personifikation des bei Ebbe zurückweichenden Seewassers.
Ihr Name wird von Salum „das Meer“ abgeleitet oder von Salum und cieo «ich bewege». Demgegenüber gilt Venilia als Göttin des steigenden Wassers der Flut. Thethys war eine vorolympische Göttin, wird auch immer wieder als die Amme der olympischen Göttin Hera genannt.
Urkontinent und Urweltmeer
Thethys bezeichnet in der Erdgeschichte einen Urkontinent. Sie soll auch das Urweltmeer, das Atlantis umspülte gewesen sein. Auch ein Mond des Planeten Saturn wurde nach der Göttin Thethys benannt.
Thethys ist vor allem aber auch ein Teil einer großen Göttinnen-Trinität von Weltenschöpferinnen, deren andere beide ihre Großmutter Nyx, die Nacht bzw. die ursprüngliche Finsternis und ihre Mutter Gaia, die fruchtbare Erde sind. Alle drei sollen die Welt hervorgebracht und die Erde bewohnbar gemacht haben.
In dieser Trinität kann das wunderbare Zusammenspiel der Schöpfungskräfte erkannt werden: die fließende und die erdige Göttin und viel Ruhe und Dunkelheit, damit alles gut gedeihen kann.
Verleiht Saft und Kraft
Thethys steht Frauen hilfreich zur Seite, wenn etwas in Fluss kommen soll. Sie wiegt Frauen in den Zyklen von Ebbe und Flut, sie lehrt die Qualitäten von Zurückziehen und schäumendem Nach-vor-Preschen.
Sie ist mit ihrer nährenden, fruchtbaren Feuchtigkeit immer da, wenn Frauen das Gefühl haben, dass sie die Anstrengungen des Lebens austrocknen lassen. Sie verleiht dann Saft und Kraft und es wird ganz einfach, Ideen und Projekte aus sich herausfließen zu lassen, so wie es Thethys mit den Flüssen dieser Erde gemacht hat.
Gerufen wird sie natürlich am besten am oder – noch besser – im Meer oder einem Fluss. Aber da ist Thethys nicht kleinlich, sie steht auch hilfreich zur Seite, wenn Frauen mit ihr unter einer prickelnden Dusche, in einem wohligen Vollbad oder einfach nur mit einem Glas Wasser in Verbindung treten.